Im Watt und an Land erfolgreich

Neue Nationalparkführende für die Region

Neues Personal für den Nationalpark Wattenmeer: In Carolinensiel/Harlesiel bestanden alle zwölf Teilnehmenden die Prüfung zur zertifizierten Natur- und Landschaftsführung (ZNL). Die Qualifizierung ist eine spezielle Schulung der Ländlichen Erwachsenenbildung (LEB) in Kooperation mit der Nationalparkverwaltung und der Alfred Töpfer Akademie für Naturschutz (NNA).

Aufgrund der Tide ging es früh los mit einem strammen Tagesplan. Der morgendliche Nebel hatte bereits gutes Wetter angedeutet, und so machten sich drei Gruppen bei Sonnenschein mit je zwei Prüfenden auf den Weg durch die Salzwiesen direkt ins Watt.

Für die Teilnehmenden war es am Vormittag zunächst entscheidend, die kundigen Prüfer*innen mit einer eigens konzipierten Führung zu überzeugen. So fand z.B. die praktische Übung von Sesle Jacobs Gefallen. Die 45-jährige Nordfriesin stellte für eine gedachte Zielgruppe im Grundschulalter die besonderen Gravitationskräfte während der Gezeiten plastisch dar - mittels aufblasbarem Erdball und Theraband. Als gebürtige Föhrerin im Nationalpark aufgewachsen und ohnehin verbunden mit der Natur, brachte sie ein Negativerlebnis mit einer Wattführerin zur ZNL-Qualifizierung: „Sie erfüllte den Job leider nicht so, dass meine Kinder sich irgendwie angesprochen fühlten, und so bekam sie von ihnen den Spitznamen Wattscheucherin.“  Da will es Sesle Jacobs natürlich besser machen.  Aus Sicht von NNA-Prüferin Helen Börü-Schepers ist ihr das gelungen wie den anderen Teilnehmenden auch.

Dabei werden durchaus hohe Maßstäbe angesetzt, wenn ein Teil der individuell ausgearbeiteten Führung dargeboten wird: „Für uns als Prüfende ist es nicht nur wichtig, dass die Inhalte stimmig sind,  wir gucken auch, ob die Person mit Herzblut zur Gruppe spricht und den Dialog führt  mit dem Gast. Das ist entscheidend für die nachhaltige Entwicklung, den Transfer in den Alltag hinzubekommen im Sinne des Naturerbes.“ Um die Qualität auf Dauer zu gewährleisten, werden die Zertifizierungen außerdem nur für drei bis vier Jahre vergeben, erklärt die Umweltwissenschaftlerin.

Der aus vier Modulen bestehende Kurs startete bereits im Februar online mit Fachthemen, welche zum schriftlichen Abschluss im Gemeindehaus Carolinensiel nochmals an Bedeutung gewannen. „Wie ernährt sich eine Herzmuschel?“ oder „welche Gefahren birgt der Klimawandel für Vögel?“: nur zwei Beispiele aus einem umfangreichen Fragenkatalog, den es in 90 Minuten im theoretischen Teil der Prüfung am Nachmittag zu beantworten galt.

Obwohl alle Prüflinge bereits im praktischen Teil ihre Pflicht mehr als erfüllt hatten, war die Anspannung nach dem zweiten Akt deutlich spürbar und die Freude am Ende des Tages bei allen frisch gebackenen Nationalpark-Führer*innen entsprechend groß. „Von ihnen wird das Wattenmeer als Schutzgebiet sicherlich nachhalitig profitieren.“, resümiert LEB-Regionalleiterin Natalie Geerlings den aus ihrer Sicht gelungenen Tag.

Foto-Info: Teilnehmer*innen und Verantwortliche von Nationalparkverwaltung „Niedersächsisches Wattenmeer", NNA (Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz) und LEB (Ländliche Erwachsenenbildung)