„Es geht um mehr als nur das Watt”
LEB kürt Natur- und Landschaftsführer*innen
Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer erhält elf neue “Führungskräfte”, welche Besucher*innen der Küste fortan die unverwechselbare Natur der Region näherbringen. Nach ausführlicher Schulung und Prüfung unter maßgeblicher Mitwirkung von Nationalparkverwaltung (NLPVW) und der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz (NNA) vergab die Ländliche Erwachsenenbildung Weser-Ems/Nord (LEB) die Zertifikate.
Erst vor etwa einer Woche haben die Anwärter*innen schriftliche wie mündliche Prüfung in Harlesiel bestanden und sind damit zertifizierte Natur- und Landschaftsführer*innen sowie Nationalpark-Partner*innen im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer. Bis dahin war es ein durchaus intensiver Schulungsweg über drei Wochenenden, denn nicht alle Teilnehmer*innen brachten Vorerfahrungen in Sachen Gästeführung mit. Es galt eben nicht nur, sich in einem überschaubaren Zeitraum mit der Unterstützung verschiedenster Referent*innen Fachwissen anzueignen, weiß Romy Meister (LEB), Koordinatorin des Kurses: „Ziel der Qualifizierung ist natürlich auch, zu erlernen, was methodisch und didaktisch zu einer solchen Führung dazugehört und sich dem Thema des schützenswerten Lebensraumes Wattenmeer zu verschreiben."
Das ist aus Sicht der vier Prüfenden allen Absolvent*innen vollends gelungen. So auch Janine Langer aus Apen, die einer Zielgruppe von Jugendlichen ab 12 mit Vorkenntnissen die Frage stellte: „Muscheln – Kläranlage als Delikatesse?” Wie auch die anderen Prüflinge präsentierte die gelernte Geologin einen 10-minütigen Ausschnitt aus einer eigens konzipierten Tour. Anschaulich präsentierte sie anhand zweier mit Meerwasser gefüllten Gläser, wie die kleinen Lebewesen eine wichtige Filterfunktion im Wattenmeer übernehmen. Dem Titel folgend machte die 45-Jährige aber auch deutlich, in wieweit sich Gifte und Mikroplastik inzwischen in Muscheln ablagern und in die Nahrungskette übergehen. „Den Umgang mit Gästen -von kleinen Kindern bis zu Senioren- erproben zu können, das hat mir innerhalb der Qualifizierung sehr geholfen”, resümiert Langer. Im Nationalpark-Haus Wattenhuus Bensersiel ist sie seit März tätig und möchte die gezeigte Führung ab Januar dort ausbauen.
Auf eine spezielle Entwicklung macht Romy Meister aufmerksam: „Obwohl noch Hauptanteil, werden jedes Jahr weniger Wattführungen geprüft, weil die Nationalpark- und Biosphärenregion so viel zu bieten hat. Es geht um mehr als nur das Watt.” Das traf auch dieses Mal wieder zu. So informierte Stefanie Berns darüber, wie die Kartoffelrose nach Juist kam und für manche Bewohner*innen später zum Problem wurde. Melanie Knevel erinnerte an den schmackhaften und teils vergessenen Röhrkohl der Salzwiesen, während Heike Remmers besondere Sternenkonstellationen näherbrachte. Thorsten Kraft hingegen verblüffte mit den ausgeklügelten Techniken des Schwertlilienrüsslers in der Ruhezone Flinthörn auf Langeoog.